Fairmedia wurde im Oktober 2015 von Beat Jans und Guy Krneta in Basel gegründet. In den zehn Jahren seit der Gründung hat sich der Verein enorm weiterentwickelt. Wir zeichnen die Geschichte in fünf Kapiteln nach.
1. Gründung
2015 war die «Basler Zeitung» in den Händen von Christoph Blocher und der redaktionelle Kurs des Blattes geprägt von unfairem Journalismus gegen politische Exponent:innen und Einzelpersonen – vorwiegend gegen linke, aber auch gegen unliebsame rechte Politiker:innen.
Vor diesem Hintergrund gründeten Beat Jans, heutiger Bundesrat, und Guy Krneta, Aktivist und Autor, den Verein Fairmedia, um einen Ausgleich zu dieser Art von Kampagnenjournalismus zu leisten. Die Gründung des Vereins fand am 26. Oktober 2015 statt.
Im Zentrum stand von Anfang an die Unterstützung von Personen, die in Medien unfair behandelt wurden und keine Möglichkeit hatten, sich dagegen zu wehren. Und davon gab es im Raum Basel einige.
Zum Beispiel eine Wissenschaftlerin, über die die «Basler Zeitung» Unwahrheiten verbreitete. Oder Gemeindepolitiker, gegen welche mit einseitigen Medienberichten angeschrieben wurde. Oder ein Pfarrer, dem ein falsches Zitat angehängt wurde.
Wer in Medien zu Unrecht angefeindet wurde und sich keinen Medienanwalt oder Kommunikationsagenturen leisten konnte, konnte sich fortan bei Fairmedia melden, um sich zu informieren.
Die Anlaufstelle für Betroffene unfairer Medienberichte startete im Juni 2016 und beriet im ersten Jahr in zehn Fällen. Die Zahl der Fälle stieg in den Folgejahren kontinuierlich an.
Zu Beginn meldeten sich bei Fairmedia fast ausschliesslich Personen aus der Nordwestschweiz. Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Beratungsstelle in der restlichen Deutschschweiz bekannt war. Heute liegt der Fokus der Beratungen denn auch auf der gesamten Deutschschweiz.
Fairmedia verfasste immer wieder Presseratsbeschwerden und half Betroffenen, solche zu verfassen und einzureichen. Von zehn Presseratsbeschwerden, die Fairmedia im eigenen Namen einreichte, wurden sechs teilweise oder ganz gutgeheissen.
Darunter war beispielsweise die Berichterstattung über ein Tötungsdelikt in Buchs, bei der «Blick» und «20 Minuten» die Privatsphäre der Hinterbliebenen in krasser Weise verletzte. Der Presserat gab Fairmedia vollumfänglich recht und rügte die beiden Boulevardmedien für ihre Berichterstattung.
2. Medienecho
Medienschaffende beäugten den Verein zunächst skeptisch. Fairmedia wurde als «medienkritisch» und als Journalismus-Verhinderer wahrgenommen. Mit der Zeit wich die Skepsis und der Verein etablierte sich in der Schweizer Medienlandschaft als Institution zur Förderung von fairem Journalismus.
Bei Fairmedia meldeten sich nicht nur Betroffene, sondern auch Medienschaffende, die Rat suchten zu ethischen Standards hinsichtlich ihrer eigenen Berichterstattung.
Für Aufsehen sorgte der Fall Jolanda Spiess-Hegglin, bei dem Fairmedia 2019 ein Crowdfunding organisierte, damit sie sich gegen die Berichterstattung des «Blick» wehren konnte.
Dank dieser Unterstützung konnte Spiess-Hegglin ihr erstes Verfahren gegen den «Blick» finanzieren. Sie erhielt 2020 Recht und der «Blick» entschuldigte sich auf der Frontseite für die Fehler, die in der Berichterstattung 2014 begangen worden waren.
In einem zweiten Crowdfunding 2021 half Fairmedia ebenfalls mit, Mittel für weitere Verfahrenskosten zu beschaffen. Seither hat sich Fairmedia nicht mehr im Fall Spiess-Hegglin engagiert.
Neben der Beratung und Unterstützung von Einzelpersonen setzte sich Fairmedia auch im politischen Kontext für fairen Journalismus ein.
Vereinspräsidentin Christina Leutwyler im Interview bei «Telebasel» im Juni 2025 (Bild: Screenshot «Telebasel»)
So zum Beispiel für das Medienpaket, das Gelder für den Presserat und die Ausbildung für Journalisten beinhaltete und über das 2022 abgestimmt wurde. Oder gegen die Senkung der SRG-Gebühren, welche einen Qualitätsabbau im Journalismus bedeuten würde. Oder zuletzt für klare Spielregeln für X und Co., wo Schweizer Politiker:innen regelmässig Hass und digitale Gewalt erleben.
3. «Fake News»
Seit 2023 betreibt Fairmedia ein Monitoring zu «Fake News» in der Schweiz und publiziert regelmässig Beiträge dazu. Immer wieder entdeckten wir Falschinformationen und Verschwörungsnarrative, die über den Messenger-Dienst Telegram sehr viele Personen erreichten.
Da war zum Beispiel die unbelegte Erzählung, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) absichtlich Panik zu den Affenpocken schüren würde. Oder wir widerlegten die Theorie – verbreitet von einem Schweizer Verein –, dass «mysteriöse Fäden» eine Bedrohung für die Bevölkerung darstellten.
Im Hinblick auf die Nationalratswahlen 2023 prüfte Fairmedia, welche Nationalratskandidat:innen den meisten Falschinformationen und Hass im Netz ausgesetzt waren. Und wir deckten einen Mordaufruf gegen den Bundesrat auf, der auf Telegram viral gegangen war.
Unsere Recherchen werden regelmässig von grösseren News-Medien aufgegriffen, darunter zum Beispiel «Watson» und die «Frankfurter Allgemeine Zeitung», die sich in einem Bericht über den «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel auf unsere Recherche bezog.
In einem ausführlichen Artikel über Roger Köppel und seine «Weltwoche» zitiert die FAZ eine Recherche von Fairmedia (Bild: Screenshot faz.net)
4. Neue Beratungsmodelle
Die Beratung von Betroffenen unfairer Medienberichte ist bei Fairmedia grundsätzlich kostenlos. Das soll insbesondere ermöglichen, dass Personen mit kleinem Budget die Möglichkeit haben, sich niederschwellig beraten zu lassen.
2022 kamen die Parlamentsdienste des Bundes auf Fairmedia zu, um eine Beratungsstelle für alle Mitglieder der Eidgenössischen Räte einzurichten. Fairmedia erhielt in der Folge ein bezahltes Mandat, um Erstberatungen für National- und Ständeräte bei Problemen mit Medien anzubieten.
Für den Verein war das ein Signal, dass die Beratungen für juristische Personen interessant sein können. Entsprechend hat Fairmedia ein Beratungs-Abo entwickelt, das sich spezifisch an Verwaltungen, Institutionen und Nonprofit-Organisationen richtet.
Seit 2023 bietet Fairmedia solche Beratungs-Abos und hat – Stand Oktober 2025 – 13 zahlende Abonnent:innen. Die Zahl der Abos soll in den nächsten Jahren weiter steigen.
5. Perspektiven
Seit einiger Zeit melden sich bei Fairmedia mehr Menschen, die im digitalen Raum angefeindet werden. Hass im Netz und digitale Gewalt nehmen in der Gesellschaft immer mehr zu, was sich eben auch in den Beratungsanfragen von Fairmedia zeigt.
Aufgrund dieser neuen Herausforderungen hat Fairmedia entschieden, sein Angebot im Bereich der digitalen Gewalt zu erweitern.
Aktuell sind wir daran, die Finanzierung dieser Angebotserweiterung zu sichern. Wir haben sehr positive Rückmeldung von Geldgeber:innen erhalten, die es als wichtig erachten, im Bereich der digitalen Gewalt etwas zu tun.
Geplant ist, die Beratungsstelle ab 2026 zu auf den Bereich der digitalen Gewalt zu erweitern. Die Vorbereitungen dazu sind bereits im Gange.
(Publiziert am 22.10.2025; Jeremias Schulthess)









