Eine gross angelegte weltweite Studie der Universitäten Cambridge, British Columbia und Oxford untersucht, wie anfällig verschiedene Bevölkerungsgruppen für Falschinformationen sind. Dafür wurden mehr als 66’000 Fragebögen aus 24 Ländern ausgewertet – darunter auch 350 aus der Schweiz. Die Teilnehmenden wurden darauf getestet, wie gut sie zwischen echten und falschen Schlagzeilen unterscheiden können.
Die Ergebnisse zeigen: Die Generation Z (Jahrgänge 1997–2012) schnitt am schlechtesten ab. Ältere Generationen – also die Babyboomer (1946–1964), Generation X (1965–1980) und die Millennials (1981–1996) – erzielten bessere Resultate.
Um zu messen, wie gut die Teilnehmenden Falschinformationen erkennen können, absolvierten sie den sogenannten Misinformation Susceptibility Test (MIST). Dabei mussten sie den Wahrheitsgehalt von 20 Schlagzeilen einschätzen, wobei zehn der Schlagzeilen echt waren und die anderen zehn frei erfunden. Für jede korrekte Einordnung gab es einen Punkt, sodass der Gesamtwert pro teilnehmende Person zwischen 0 und 20 lag.
Falls Sie neugierig sind, können Sie den Test hier selbst durchführen (auf Englisch).
Aber nicht nur das Alter, sondern auch die politische Einstellung beeinflusst laut Studie die Fähigkeit Falschinformationen zu erkennen: Personen mit einer konservativen Haltung schnitten im Durchschnitt schlechter ab.
Zudem zeigt sich ein Zusammenhang zwischen Bildungsniveau und Medienkompetenz. Teilnehmende mit einem Hochschulabschluss konnten echte und falsche Schlagzeilen tendenziell besser unterscheiden als jene ohne akademischen Hintergrund.
Dass die Generation Z besonders anfällig für Falschinformationen ist, deckt sich mit einer Vorgängerstudie, die allerdings auf die USA beschränkt war. Der Befund stellt darüber hinaus die Annahme infrage, dass «Digital Natives», also Menschen, die mit dem Internet grossgeworden sind, über eine höhere Medienkompetenz verfügen als ältere Generationen.
Altersgrenze für Soziale Medien?
Die Studie ist für verschiedene aktuelle Debatten in der Schweiz relevant.
So berichtete der «Blick» jüngst, dass eine Online-Petition gestartet wurde. Diese richtet sich an Bundesrat und Parlament und fordert eine Altersuntergrenze von 16 Jahren für soziale Medien – unter anderem wegen Cybermobbing und Depressionen, aber auch wegen der Verbreitung von Falschinformationen. Unterstützt wird die Petition von der SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel, die auch im Vorstand des Vereins «NextGen4Impact» sitzt, der die Petition gestartet hat.
In einem Postulat hat schon die Grünen-Ständerätin Maya Graf im Dezember 2024 den Bundesrat dazu aufgefordert, «aufzuzeigen, wie er Kinder und Jugendliche vor übermässigem und schädlichem Konsum von Sozialen Medien schützen kann.» Dieser gab zur Antwort, dass die Auswirkungen auf junge Menschen «umstritten» seien und er die Situation in einem Bericht genauer analysieren will.
Im Beitrag des «Blick» wird darüber hinaus darauf hingewiesen, dass für eine effiziente Umsetzung eines Verbots eine digitale Alterskontrolle nötig wäre. Diese könnte mithilfe der E-ID erfolgen. Vor kurzem wurde gegen die Einführung der E-ID Unterschriften für ein Referendum eingereicht. Ob es aber tatsächlich zur Abstimmung kommt, ist derzeit laut SRF fraglich.
Zögernder Bundesrat
Gegenwärtig scheint der Bundesrat sehr zögerlich zu sein, wenn es darum geht, den digitalen Raum zu regulieren. Dies vermutlich, weil er die aktuelle US-Administration von Präsident Donald Trump nicht vor den Kopf stossen will. So hat er jüngst das Vernehmlassungsverfahren für eine Regulierung von Kommunikationsplattformen und Suchmaschinen, die den Schweizer Nutzer:innen mehr Rechte gegeben hätte, auf unbestimmte Zeit verschoben. In einem vor Kurzem erschienen Interview mit SRF betonte Aussenminister Cassis, der Bundesrat wolle nun «alle Störfaktoren vermeiden» und sich auf eine Lösung des Zollkonflikts mit den USA fokussieren.
(Publiziert am 5.5.2025, Tobias König)