Am 14. August rief die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die weltweite Notlage aufgrund des Mpox-Virus aus. Seither überschlagen sich Schweizer Telegram-Kanäle mit neuen Verschwörungstheorien.
Wie bereits während der Corona-Pandemie kursieren derzeit Verschwörungstheorien, die behaupten, dass Bill Gates die WHO kontrolliere und diese sich über die Souveränität der Nationalstaaten stelle. Pandemien würden angeblich durch Gifte ausgelöst, die in Labors des Pentagon entwickelt wurden. Die Impfstoffe wiederum seien tödliche Waffen. Es handelt sich bei diesen Narrativen um unbelegte Behauptungen, die als Fakten verbreitet werden.
Mpox und Corona
Viele bringen den Ausbruch von Mpox auch in Verbindung mit der Corona-Pandemie. Ein Video suggeriert, dass die Medien Mpox gleich darstellen würden, wie damals Covid-19. Dabei wird impliziert, dass die Massnahmen und Reaktionen übertrieben oder manipuliert seien.
Andere behaupten sogar, die Symptome von Mpox seien eigentlich eine Nebenwirkung der Corona-Impfung. Diese Behauptung lässt sich eindeutig widerlegen, unter anderem, weil mRNA-Impfstoffe weltweit eingesetzt werden, während Mpox-Fälle vor allem in einigen afrikanischen Ländern auftreten.
Typisch für Verschwörungstheorien ist es, willkürlich Ereignisse miteinander zu verknüpfen, die angeblich von einer unsichtbaren Elite gesteuert werden. Solche Theorien gibt es schon lange, und im Laufe der Zeit haben sich die vermeintlichen Eliten gewandelt. Früher waren es oft die Juden, bzw. «die Rothschilds» die als Zielscheibe dienten. Im Zuge der Corona-Pandemie rückten vor allem internationale Organisationen wie das World Economic Forum oder die WHO in den Vordergrund. Auch Einzelpersonen wie Bill Gates oder Anthony Fauci sowie wissenschaftliche Institutionen wie das Robert-Koch-Institut gerieten in den Fokus solcher Theorien.
Verschwörungsmentalität in der Schweiz wieder am Zunehmen
Laut einer Untersuchung der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften weisen gegenwärtig knapp 37 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz eine Verschwörungsmentalität auf. Das ist etwas höher als vor der Corona-Pandemie. Während der Pandemie ist der Anteil vorübergehend auf 27 Prozent gesunken.
Dirk Baier, der Verfasser der Studie, ist nicht überrascht, dass derzeit so viele Verschwörungstheorien um Mpox kursieren. «Die Grundeinstellung von verschwörungstheoretisch denkenden Menschen ist, dass das vorherrschende Narrativ zu einem bedeutsamen relevanten Ereignis (wie derzeit Mpox) falsch ist», und «die Eliten» in Politik, Medien und Wissenschaft gemeinsam unter einer Decke stecken. Die verschwörungstheoretischen Szenen seien «immer auf der Suche nach neuen Themen oder neuen ‹Beweisen› für diese Sichtweise». Diese Kreise waren dann auch «froh, dass nach der Pandemie neue Ereignisse die Gesellschaft beschäftigt haben, die man sogleich verschwörungstheoretisch interpretieren konnte», also etwa der Ukraine-Krieg oder nun Mpox.
Die Verbreitung dieser Mentalität hat reale Konsequenzen für die Politik der Schweiz. Gegenwärtig werden zum Beispiel Unterschriften für die Souveränitätsinitiative gesammelt, die die Souveränität der Schweiz vor «supranationalen Organisationen» wie der EU und der WHO schützen soll. Besonders die WHO wird im Kurzargumentarium der Initianten aufs Korn genommen. Diese wolle «menschenverachtende Zwangsmassnahmen wie Lockdowns oder einen Impfzwang verhängen» und Zensur betreiben. Aussagen, die allesamt widerlegt sind.
Das Initiativkomitee setzt sich aus bekannten Massnahmengegnern wie Nicolas Rimoldi zusammen. Auch Nationalräte wie Andreas Glarner (SVP), Andreas Gafner (EDU) und Lorenzo Quadri (Lega dei Ticinesi) sind im Komitee vertreten.
(Publiziert am 26.8.2024 von Tobias König)